Eine Strich-Kaltfront leitet die Unwetterlage ein.

Radarbild am 11. September 2024, 07.30 MESZ (Euradcom)

Um die Schönheit der Boden-Kaltfront in voller Länge zeigen zu können, muss ich ausnahmsweise einmal auf nichtöffentliche Produkte zurückgreifen. In das breite Regengebiet von Frankreich bis zur Ostsee ist eine schmale linienhafte Echostruktur eingebettet, die über 1000km lang ist. Dort springt der Wind von Südwest auf Nordwest, die Temperatur geht aber nur wenige Grade zurück. Das vertikale Windprofil im Bereich der Linie zeigt geradlinige Winde in Sturmstärke und gesättigte Luftschichten. Mein Schuss ins Blaue ist, dass es etwas mit Conditional Symmetric Instability (CSI) zu tun hat, aber erklären kann ich es nicht.

Mehr zur Hochwasserlage selbst weiter unten.

Bundeskanzler Nehammer (ÖVP) am 10. März 2023 in seiner Rede „Österreich 2030“ (siehe Kurier)

Mein erster Hinweis auf das Ereignis erfolgte im Rahmen meiner unregelmäßigen Bergwetterprognosen auf gipfeltreffen.at am 6. September

Richtung Freitag und Wochenende rechnen alle Modelle extreme Lösungen, mit starken Bodentiefs östlich von Österreich, damit verbunden extreme Niederschläge vor allem im Nordstau und Ostösterreich, Schneefall um 1000m im Nordstau, teilweise Hochwasser, etc.

EZMWF-12z-Prognose vom Samstag, 07.09.24 für 14.09.24

sogenannter 8er Block, bewährtes Multi-Karten-Tool für Synoptiker, das die wichtigsten Infos auf einen Blick bereitstellt.

Markante Gegenstromlage, stationäre „Warmfront“ über Polen und Tschechien, scharfer Druckgradient (30kt im Mittel am Boden, kam auch so), starkes Höhentief mit ausgeprägter Höhenströmung und eingelagerten Hebungsgebieten, viel Niederschlag

Auf Twitter warnte ich am 10. September abends mit den Worten:

Pretty grim outlook for N Austria and adjacent areas in association with a textbook Vb course. The event will likely be worsened by pretty low snowline and strong low-level jet. Model guidance (ecm, icon) shows additional rounds of occlusion fronts from the northeast steering very moist and warmer air masses by Sunday, rising snowline could result in a major flood event in Czechia and N Austria.

Fast alle ICON Ensemble-Mitglieder zeigten für die kommenden 5 Tage Spitzenmengen bis 350mm in den Regionen, wo diese eingetroffen sind.

Prognosen vom Mittwoch, 11.09.24

Bezüglich der sich entwickelnden Starkniederschlagslage ab morgen trommeln die Wetterdienste inzwischen ohnehin schon.

Der aktuelle EZWMF-Lauf rechnet bis Sonntagnachmittag rund 250mm Niederschlag am Alpenostrand. Kein Modell zeigt weniger als 200mm in diesem Zeitraum, einzelne Modelle 300-400mm. Dabei ist der Sonntag nicht das Niederschlagsende, sondern es kann auch in der kommenden Woche weiterhin teils stark regnen.

Für eine umfangreiche Vorhersage fehlt mir gerade die Zeit, daher nur ein paar Aspekte, auf die man sich einstellen sollte:

  • Die Nullgradgrenze liegt bis mindestens Sonntagnachmittag zwischen dem Tiroler Unterland und dem Mariazellerland um 1500m. Bei intensiven Niederschlägen liegt die Schneefallgrenze unter 1000m, teilweise gegen 700m herab.
  • Mit den erwarteten hohen Neuschneemengen kann Schneebruch ein Thema werden.
  • Die niedrige Schneefallgrenze wird ein großes Alpenhochwasser vorerst verhindern, kritisch könnte die Hochwassergefahr vor allem in Niederösterreich und Wien werden.
  • Viel Regen wird auch in Mähren, im Wald- und Weinviertel erwartet. Damit kann es am Kamp, an der Thaya und an der March ein größeres Hochwasser geben.
  • Vor allem in Niederösterreich, Wien, Burgenland und südlich der Mur-Mürzfurche werden von Freitag bis Sonntag Mittelwinde von 90 km/h auf 600-1000m Höhe vorhergesagt. Der starke Niederschlag wird wahrscheinlich sehr starke Windböen verhindern, aber ein hoher Mittelwind könnte auch für Sturmschäden sorgen.
  • Ab Montag gelangen von Nordosten her wieder wärmere Luftmassen in den Alpenraum, damit steigt die Schneefallgrenze wieder an. Hier bestehen noch große Unsicherheiten, was an Niederschlag dazu kommt. Tauwetter könnte die Hochwasserproblematik im Nordalpenbereich verschärfen.
  • Der geringste Niederschlag ist wahrscheinlich in Vorarlberg, Tiroler Oberland sowie in Osttirol und Oberkärnten zu erwarten, hier werden es bis Sonntag „nur“ 40-100mm.

Zusammenhang mit der Klimaerwärmung? JA!

Extreme Forecast-Index für das Niederschlagsereignis und Shift of Tails (SoTs)

SoTs sagen aus, wie extrem ein Ereignis werden könnte. Es betrachtet dabei die Modellklimatologie. Ein positiver SoT-Wert deutet an, dass zumindest 10% der Ensembles ein Extremereignis vorhersagen. Hohe SoT-Werte wie hier über Polen und Tschechien zeigen, wie extrem die 10% Ensemble-Ausreißer-Ergebnisse sind (mehr dazu hier) Der EFI ist bei 1, das heißt, das Ereignis gab es in der Modellklimatologie noch nicht.

In der ZiB1 vom 11. September, 19.30 Uhr, erklärte Wetterfee Christa Kummer im Studio, dass das viel zu warme Mittelmeer und der Kaltluftvorstoß aus dem Norden für das Extremereignis verantwortlich sei. Der Temperatursturz von 10 bis 15 Grad im September sei außergewöhnlich, die Wetterlage selbst nicht. Zuletzt war es 1912 und 1937 drei Tage am Stück so kalt gewesen wie jetzt erwartet wird. Sie betonte am Ende aber, dass das Wetter sei und nicht Klima.

Ich betone, dass das enorme Starkregenpotential ein Produkt der Klimaerwärmung ist. Es ist kein Einzelereignis („Wetter“), sondern bildet den vorläufigen Abschluss nach der Hochwasserkatastrophe Mitte Mai im Südwesten von Deutschland – damals verursacht durch die deutlich zu warme Nordsee – und der Hochwasserkatastrophe Anfang Juni im Süden von Deutschland, wo ebenfalls der Luftmassentransport über zu warme Meere mitverantwortlich war. Drei Jahrhundertereignisse in vier Monaten sind ein Beweis für die schwerwiegenden Folgen der Klimaerwärmung und nicht einfach Wetter.

Slowenien, 12. September

Obwohl Nachbarland und ehemaliger Teil der Monarchie, ging wieder einmal unbemerkt an österreichischen Medien vorbei, dass es in Slowenien ein schweres Hochwasser gab. So fielen am 12. September bis zu 132mm in 24 Stunden, landesweit waren es 50-120mm. An der Grenze zu Italien waren es sogar 141mm in 12 Stunden – da wurden Erinnernungen an das Vorjahr wach, als es Anfang August eine Hochwasserkatastrophe gab, die ebenfalls kaum Beachtung in Österreich fand.

Wetter Niederösterreich (ORF) am 12. September 2024

Clemens Krautzer präsentierte das Wetter:

„Ab Mitternacht sehen wir schon auf der Regenkarte irrsinnige Regenmengen bei uns in Österreich und das geht auch so weiter, den Samstag auch noch. Insgesamt bekommen wir dann in Teilen von Niederösterreich bis zu 300 Liter pro Quadratmeter. Das ist ordentlich viel. Wie schaut das auf der Niederösterreichkarte im Konkreten aus? Relativ fad. Grau in Grau, sehr viele Regenschauer in unserem Land und kräftiger Wind aus nordwestlicher Richtung. Bis 900m schneits. Der Grund: Die Temperaturen. […] Wir sind beim Samstag: Unverändert, bis zu 12 Grad, sehr viel Regen, sehr windig. Auch am Sonntag: Sehr viele Regenschauer, windig, maximal 13 Grad. Am Montag, da sehen wir schon wieder die ersten Sonnenstrahlen, alles lockert etwas auf, 16 Grad. Der Regen wird weniger. Und am Dienstag dann überhaupt schon wieder mehr Sonne bei uns, weniger Regenschauer und bis zu 17 Grad. Und da, Anfang nächster Woche, gehen sich wieder so schöne Fotos aus wie [ein Regenbogenfoto].“

Der Moderator ist KEIN Meteorologe, sondern hat ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und arbeitete für Werbung und Marketing. Das Wetter nach „Niederösterreich Heute“ bekam erst ab April neue Gesichter und ein anderes Setting:

„„Wir haben knappe zwei Minuten, wo wir Wetter-Show machen dürfen. Es soll sich jeder Zuschauer und jede Zuschauerin das für sich Richtige und Wichtige mitnehmen“,

NÖ ORF, 01.04.24

Die „Kleine Zeitung“ weist Kachelmanns Kritik am Wetterbericht zurück, die Hochwassergefahr wäre ausführlich in der Sendung thematisiert worden.

  • Wachau Marathon abgesagt wegen „Wetterkapriolen“ war die Anteaserung, so begann auch der Einstieg in die Sendung. Der Veranstalter muss sich rechtfertigen für die Absage und bleibt auf den Kosten sitzen. Geiz ist geil.
  • Erst danach kam man zur eigentlichen Hochwasserlage, dass die Einsatzkräfte vorbreitet wären.
  • „“

==> Niederschläge wurden deutlich unterschätzt (Faktor 2), dadurch auch das Hochwasser. Am Kamp ging man von 200mm über das ganze Wochenende aus – was dort auch weitgehend korrekt war. Der ORF-Moderator hakte bei der Feuerwehr nach, einzelne Prognosen würden mancherorts auch von 300mm ausgehen, aber da müsse man abwarten,

Österreich, 13. September – Tag 1 der Vb-Lage

RGB-Luftmassenbild, 13. September 2024 – Mittag (Kachelmann) – Okklusionspunkt über Ostösterreich, Kaltfront über dem Balkan, Warmfront über Ostdeutschland und Tschechien, Höhenkaltluft mit einzelnen Gewittern über Südbayern

Verbreitet ergiebiger Niederschlag über 50mm in Ober- und Niederösterreich, zahlreiche Feuerwehreinsätze wegen Hochwasser, aber auch Schneebruch oberhalb von 700m sowie Sturmschäden am Alpenostrand. Mehrere Bahnstrecken sind wegen Schäden oder vorsorglich gesperrt werden. Viele Hütten sind übers Wochenende geschlossen. Die Stadt Wien bittet die Bevölkerung, auf unnötige Wege zu verzichten und bachnahe Gebiete und Wälder zu meiden.

Für den Kamp, die March, die Leitha und die Donau wird in den kommenden Tagen ein HQ30-Hochwasser prognostiziert:

Land Niederösterreich, Durchfluss-Prognose (abgerufen am 13.09.24, 21.40)

In den vergangenen 24 Stunden hat es an den hydrografischen Stationen verbreitet über 50mm geregnet. Spitzenreiter sind die Ybbstaler und Türnitzer Alpen (Frankenfels an der Pielach: 88mm, Lackenhof: 86mm).

48-Stunden-Summen von Mittwoch, 11.09., 17 Uhr bis Freitag, 13.09.17 Uhr

Und das war die Prognose von EZWMF

Die Größenordnung wurde gut getroffen, gebietsweise etwas unterschätzt, aber insgesamt eine sehr gute Prognose. Der Grund dafür könnte im geringeren konvektiven Anteil, vor allem über den Nordalpen, gelegen gehaben. Dadurch fiel der Niederschlag bisher gleichmäßiger und berechenbarer.

Österreich, 14. September – Tag 2 der Vb-Lage

Es ist keine klassische Vb-Zugbahn, weil sich das Bodentief nicht weiter nach Polen verlagert, sondern stationär bleibt. Dadurch gibt es dieselbe Lage über mehrere Tage hinweg mit einer Okklusion, die sich erneuert und dabei nur marginal die Position ändert. Das Ende des Niederschlags wird im Laufe des Montags eintreten.

Der Hauptteil fällt erst heute bis morgen, nachdem der Niederschlag nun konvektiver wird und damit schauerartig verstärkt mit eingelagerten TCU.

Luftmassen-RGB am 14.09.24, 07.30 MESZ (CHMZ)

Im Kamptal laufen erste Evakuierungen, nachdem mit einem Hochwasser der Größenordnung 2002 gerechnet wird.

Ein stellvertretender Auszug aus dem den Feuerwehreinsatzmeldungen von Niederösterreich:

Stand, 14.09.24 – 08.20 MESZ (feuerwehr-krems.at)

Eine solche Dichte (seit gestern früh) an Hochwasser- und Sturmschäden gleichzeitig habe ich noch nicht gesehen.

Elevated convection über Polen fördert erhöhte Niederschlagsraten auch stromabwärts über Tschechien und Österreich, 14.09.124 – 08.25 MESZ (Quelle: Tomas Pucik, ESTOFEX)

15 Uhr: Niederösterreich erklärt 14 Gemeinden in den Bezirken Zwettl, Krems, Horn und Tulln zum Katastrophengebiet erklärt. Evakuierungen werden vorbreitet, die Lainsitz bei Gmünd im Waldviertel hat HQ30 überschritten.

16 Uhr: Inzwischen 24 Gemeinden betroffen. Die Stauseen im Kamptal wurden offenbar wie 2002 wieder zu spät abgelassen.

Polen

Quelle: Hydro chmi CZ

Im Oberlauf der Oder nahe Ostrava an der polnischen Grenze wird ein Peak von 9,40m erwartet – bisheriger Rekord 8,21m (Oderhochwasser 1997). Normalpegel bei 80cm – in der Region sind aufgrund überschwemmter Häuser bereits mehr als 60000 Haushalte ohne Strom.

Schweres Hochwasser an der Prudnik in Opole (Tweet-Video), und in Glucholazy, wo eine Brücke gefährdet ist.

Starke Überschwemmungen werden auch aus Rumänien gemeldet.

Ausblick

ICON 12z, Samstag 14.09.24 – gültig für Sonntag, 15.09., 03z – Bodendruck

Der schärfste Druckgradient wird am Sonntagmorge gerechnet, mit 24 hPa zwischen Bodensee und Bratislava.

RGB-Luftmassenbild am 14.09. um 17.45 MESZ

Die aktuelle Okklusion mit dem Starkregen bleibt bis morgen früh stationär. Die nächste Okklusion verlagert sich relativ rasch von Osten nach Westen und zwar am Sonntagvormittag, und zwar in Verbindung mit der Trogachse des Höhentiefs, die durchschwenkt.

Am Montag wird sich ein weiteres Bodentief annähern, die zugehörige Okklusion sorgt von Montagfrüh bis Montagabend nochmals für Starkniederschläge und zunehmenden Wind, aber beides nicht mehr in der Größenordnung vom Samstag. Der Dienstag verläuft dann trocken mit viel Restfeuchte und -bewölkung, mit +5 Grad auf 1500m wird es überall milder, in den Niederungen 13-17 Grad.

Der Hochwasserschutz in Wien ist seit der zweiten Regulierung (Donauinsel) auf 14000m³/s ausgelegt – das ist der errechnete Durchfluss des Hochwassers von 1501. Mehr zum Bau der Donauinsel in dieser Doku (23min).

Mit Stand 21 Uhr lct wird in Korneuburg ein Abfluss von 9400 m³/s erwartet, 2002 waren es 10257m³/s und 2013 11150m³/s. Ich persönlich halte die Größenordnung 2002/2013 für denkbar, wobei die Niederschlagspause ab Sonntagmittag höhere Abflussmengen verhindern könnte.

Behauptung, dass Extremniederschläge nicht zunehmen würden, wurde bereits 2021 in einem Paper widerlegt:

Um 20 Uhr meldet Langenlebarn bei Tulln einen 12-Stunden-Niederschlag von 100mm.

Um 21 Uhr meldet St. Radegund bei Graz Spitzen von 135 km/h (Stationsrekord). In Tschechien werden bisher vier Menschen vermisst (sehr wahrscheinlich tot).

12-Stunden-Niederschlag bis 21.20 Uhr Lokalzeit Quelle: Manuel Oberhuber (ORF)
So eine flächendeckende Dichte an Feuerwehreinsätzen hab ich noch nie gesehen

Höhere Schneefallgrenze im östlichen Alpenbereich

Die Schneefallgrenze lag am Samstag höher als am Vortag, maßgeblich aufgrund des stärkeren Windes und dem höheren konvektiven Anteil des Niederschlags. Dadurch war die Durchmischung bodennah stärker und die Schneefallgrenze stieg von 700m am Vortag auf rund 1200-1500m. Nur im Salzkammergut ist sie weiter abgesunken, teilweise auf 500m – etwa in Bad Goisern.

Stauseen rechtzeitig abgelassen im Kamptal?

2002 war der Vorwurf an EVN, die Stauseen zu spät abgelassen zu haben. Als sie dann übergingen, war die zweite Welle teilweise höher als die erste.

Laut Abflussdaten Niederösterreich wurde am 10. September etwa ab Mitternacht mit dem Ablassen begonnen. Erste Hinweise auf die Extremwetterlage gab es am 7. September schon. Einen Tag früher hätte man wohl beginnen können – ob das die zu erwartende Hochwasserkatastrophe verhindert hätte, sei aber dahingestellt.

Neue Hochwasser-Rekorde

Rosenburg (Taffa) um 21 Uhr mit 79,3 m³/s (alter Rekord: 74 m³/s 7.8.2010)

Ausblick nach dem Lokalmodell von ICOND2

Von Heute Abend 20 Uhr bis Montag 20 Uhr fallen von den Ybbstaler Alpen bis Wien weitere 180-220mm. Rund herum verbreitet 60 bis 120mm. Montagabend geht das Ereignis wahrscheinlich zu Ende. Auch der Wind wird dann nachlassen.

15. September 2024 – Tag 3 der Vb-Lage und Hochwasserkatastrophe

Die erwartete Zuspitzung der Hochwasserlage ist eingetreten aufgrund extremer Regenmengen. Die Okklusionsfront liegt derzeit quer über den betroffenen Hochwassergebieten, zeigt aber inzwischen eine klare Ostwestverlagerung.

RGB-Satellitenbild vom 15. September, 10.15 MESZ

Das letzte Radarbild zeigt eingelagerte Starkregenbänder in die Front, aber auch ein Nachlassen der Niederschläge von Osten her. Damit dürfte der Nachmittag etwa östlich einer Linie Zwettl – Wien weitgehend trocken verlaufen. Regenschauer sind weiterhin möglich, aber nicht mehr so ergiebig. Weiter westlich regnet es weiter, aber mit nachlassenden Intensitäten.

Radarbild um 10.40 MESZ (CZRAD)

Hinsichtlich Hochwasserentwicklung bedeutet das weiterhin eine kritische Situation westlich vom Wienerwald in den Oberlaufregionen der Donau, wobei sich die Lage im Unteren Waldviertel und Weinviertel an den Nebenflüssen kurzzeitig entspannen dürfte. Die Schneefallgrenze liegt um 1000m Höhe, tendenziell weiter steigend. Die Mengen, die jetzt weniger vom Himmel fallen, werden in den Nordalpen teilweise durch Tauwetter kompensiert.

Stehende und hochreichende Leewellen

Im Satellitenbild sieht man über den italienischen Alpen die klassische hohe und mittelhohe Leewölkung bei Nordföhn (hochreichende Gebirgswelle), weiter östlich über Unterkärnten bis in die westliche Obersteiermark hingegen gefangene Leewellen (trapped lee waves) unterhalb einer Inversion, die bis ins mittlere Höhenniveau hinaufreichen.

sichtbarer Satellitenbildkanal, 11.25 MESZ (Kachelmannwetter)

Wien

Live-Webcam vom Wienfluss in Hietzing, weitere Webcams

Derzeit ist die U4 bis auf den Abschnitt Heiligenstadt-Friedensbrücke eingestellt. Die U6 und die U3 fahren dort nicht, wo der Wienfluss über/unterquert wird. Der Wienfluss hat in der Nacht einen Höchststand von 315cm bei der Kennedybrücke erreicht – der höchste Wert seit Messbeginn 1977. Innerhalb von 24 Std. ist der Pegel von 50cm auf 2,26m gestiegen. Danach wurden die Rückhaltebecken geöffnet. In Penzing sind erste Häuser überflutet worden und nur mit Booten erreichbar.

Wienfluss bei der U4-Pilgramgasse heute früh

Wienfluss weiter stromaufwärts

Auch der Donaukanal ist stark angestiegen, die ufernahen Wege wurden bereits überschwemmt, wie hier Strandbar Hemann bei der Mündung des Wienfluss in den Donaukanal.

Die Donau hat den Treppelweg bereits überschwemmt.

Niederösterreich

Durchfluss um 10.55 MESZ – rot symbolisiert HQ30

Seit der Früh ist das gesamte Bundesland zum Katastrophengebiet erklärt worden. Zahlreiche Nebenflüsse der Donau im Mostviertel führen HQ30 bis HQ100 bzw. nie dagewesene Wasserstände, z.B. Cholerakapelle im Helenental (Schwechat) steht bei 315 m³/s um 11 Uhr, mehr als HQ100.

Blawk-Hawk S-70-Einsatz des Bundesheeres bei der B19 bei Markersdorf (Große Tulln)

In St. Pölten sind von gestern 08 Uhr auf heute 08 Uhr 225,4mm gefallen, ein neuer Niederschlagsrekord für ganz Niederösterreich – der alte lag bei 162mm (1954), der Stationsrekord übrigens bei 89mm. In 72 Stunden sind sogar 321mm gefallen – auch das ist ein neuer Rekord.

Die Wettermodelle, insbesondere ICOND2, lagen sehr gut mit den Maxima, sowohl von Ort als auch Spitzen – von den Türnitzer Alpen über das Tullnerfeld bis zum westlichen Wienerwald sind verbreitet über 200mm gefallen.

Schwerpunkt der Niederschläge in den letzten 24 Stunden (INCA-Analyse)

Innerhalb von 72h waren es in den Schwerpunktsregionen sogar 280 bis 330mm.

Historische Regenmengen gab es in St. Pölten 310mm (alt: 178mm), Lilienfeld 298mm (alt: 244m), Tulln 296mm (alt: 142mm!), Buchbergwarte 290mm (alt: 105mm!) und Lunz am See 284mm (alt: 279mm) für 72 Stunden.

Polen

In Polen sind vor allem im Glatzer Land teilweise über 350mm gefallen, z.B. 370mm in Kamienca. In 24 Stunden waren es in Ustroń-Równica – 216 mm und in Brenna 207,1mm. Klodzko im Sudetenland steht unter Wasser

Lage-Update, 17 Uhr

Österreich

In St. Pölten mit 360mm ein neuer Monatsrekord, der alte lag bei 311mm, und das Monat ist erst zur Hälfte um.

4 Tage Niederschlagsmengen, Mittwoch – Sonntag 16 Uhr, Quelle: Manuel Oberhuber

Insgesamt muss man anerkennen, dass der EZWMF-Hauptlauf, ICON Global und GFS hervorragende Modellprognosen abgeliefert haben, schon Tage im Voraus waren 300-400mm gerechnet.

Ich zitiere mich selbst:

Richtung Freitag und Wochenende rechnen alle Modelle extreme Lösungen, mit starken Bodentiefs östlich von Österreich, damit verbunden extreme Niederschläge vor allem im Nordstau und Ostösterreich, Schneefall um 1000m im Nordstau, teilweise Hochwasser, etc.

Ich, 06. September, gipfeltreffen.at
EZMWF, GFS und ICON am Dienstag, 10.09.24 – akkumulierte Mengen bis Dienstagfrüh

Ich würde mal sagen, nachdem das Ereignis noch nicht zu Ende, haben die Modelle eher untertrieben, lagen von der Größenordnung aber definitiv korrekt. Wer auch immer jetzt behauptet, das wäre überraschend gekommen, damit sei nicht zu rechnen gewesen, lügt oder ist inkompetent.

Prognose des CCCA vom 13. September (im laufenden Ereignis, ok)

Wien

Im Weißgerberviertel zwischen Wienfluss und Donaukanal dringt Grundwasser in die Keller ein. Der Wienfluss selbst hat seinen Höhepunkt überschritten, in die U4-Röhre ist allerdings Wasser eingedrungen (Bild).

Überflutungen gab es auch am Donaukanal, auf die Autobahnauffahrt zur Tangente.

Mündung vom Wienfluss in den Donaukanal um 14.20 MESZ

Das starke Hochwasser vom Wienfluss hat die ufernahen Bereiche vom Donaukanal überschwemmt.

Stromaufwärts nahe Schwedenplatz, 14.10 MESZ

Der Rückstau durch den Wienfluss hat das Ufer vom Donaukanal überschwemmt und Bäume an der Wurzel umknicken lassen. An der gegenüberliegenden Seite stand das Wasser bis zur U4.

Oberhalb der Brigittenauer Schleuse, 13.10 MESZ

Oberhalb vom Schwedenplatz bis zum Beginn des Donaukanals gleicht dieser eher einer Badewanne mit geringer Fließgeschwindigkeit durch das hochgezogene Wehr. Richtung Donau dann Ausuferungen über den Radweg hinweg. Mit dem Rückgang des Wienfluss sollte also auch die Überschwemmung am Schwedenplatz zurückgehen.

Niederösterreich

St. Pölten Alpen-Bf (Fotoquelle: @unsereOebb, 15.09.24, 18.08 Uhr)

Heftiger getroffen hat es die Wientalregionen stromaufwärts von Wien, Purkersdorf wurde überflutet und war von der Außenwelt abgeschnitten,

In den meisten Regionen sinken die Pegelstände derzeit. Korneuburg (Donau) meldet um 17.30 Uhr 10100 m³/s – nahe HQ100.

Steiermark

Am Schöckl (1545m) wurde noch eine 157 km/h-Böe, ein neuer Stationsrekord, gemessen, dann hat es den Windmast der TAWES-Station gefällt.

Auch im Mürztal gab es starke Überschwemmungen. Leider sind die Pegelstände der Steiermark derzeit nicht abrufbar. In Kapfenberg stand das Wasser in der Altstadt.

Ausblick für morgen

Stand 18.45 Uhr

Die Okklusion ist wie erwartet ab Mittag westwärts gezogen und die Niederschlagsintensität hat nachgelassen. Es regnete aber leicht weiter, was sich mit dem weiterhin stürmischen Wind und einzelnen Spitzen von 80-90 km/h relativ feucht beim Gehen anfühlte.

RGB-Luftmassenbild am 15.09.24 um 18 Uhr

Im Satellitenbild ist das die eingeringelte Okklusion des Höhentiefs über Serbien zu erkennen. Über dem Schwarzen Meer, das ebenfalls deutlich zu warm ist, hat sich ein riesiger Gewittercluster gebildet. Ein frontales Band erstreckt sich von der rumänischen Küste bis in den Süden von Polen. Dieses frontale Band wird die nächste Okklusion, die am Montag in der Früh den Norden von Österreich erfasst.

Bis 07 Uhr regnet es in Ober- und Niederösterreich wieder verbreitet. Die Niederschläge dauern bis etwa 21 Uhr an und ziehen dann nach Westen ab. Der Wind wird dieses Mal deutlich schwächer ausgeprägt sein, lebhafter Nordwest am Boden, aber in der Höhe nicht mehr die extremen Stärken von heute, sondern im Tagesverlauf auf Nordost drehend und allgemeine Abschwächung dann am Abend.

Ich sehe morgen zwei wesentliche Gefahren/Faktoren:

  • die Schichtung ist noch etwas instabiler als heute, insbesondere über Tschechien und Slowakei reicht es für nennenswerte Labilität in den unteren Schichten. Der Niederschlag kommt in zwei Schüben, am Vormittag großflächig, am Nachmittag schauerartig verstärkt bis Niederschlagsende. Insbesondere der zweite Schub könnte noch einmal hohe stündliche Niederschlagsraten bringen und für Wiederanstiege sorgen.
  • Die Nullgradgrenze steigt von rund 1400-1600m in der Früh gegen 1800-2000m am Abend an. Damit gibt es verbreitet Tauwetter in den Regionen, wo am Donnerstag und Freitag viel Neuschnee gefallen ist. Insbesondere in Oberösterreich könnte das eine Rolle spielen, sowie in den Ybbstaler Alpen.
ICON 15, bis Montag, 16.09.24, 19z

In einem Zeitraum von etwa 12 Stunden fallen weitere 50-70mm von den Eisenwurzen über die Ybbstaler Alpen bis Türnitzer und Gutensteiner Alpen. Spekulativ wird das zwar für Wiederanstiege sorgen, aber nicht mehr die Spitzen von heute erreichen. Der Hochwasserscheitel an der Donau wird aber gestreckt werden.

Der Dienstag verläuft dann bei viel tiefer Restbewölkung und einzelnen Auflockerungen trocken und frühlingshaft mild mit 13 bis 17 Grad.

Scheitelwellen

Abflüsse (in Klammern HQ)

PegelAbfluss (m³/s)Datum (Uhrzeit)Jährlichkeit (HQ)
Korneuburg (Donau)1050015.09. (19:00)100
Hainburg (Donau)939016.09. (14:00)30
Ehrendorf (Lainsitz)14014.09. (21:00)über 100
Neurißhof (Piesting)5815.09. (21.30)100
Hirtenberg (Triesting)17215.09. (14:00)5-10
Cholerakapelle (Schwechat)29615.09. (12:00)über 100
Schwarzau (Schwarza)10815.09. (13:00)100
Wiener Neustadt (Leitha)21915.09. (16,21)30
Niederabsdorf (Zaya)28,515.09. (18:00)30
Zwettl (Zwettl)16114.09. (21:00)über 100
Stiefern (Kamp)36115.09. (16:00)30
Imbach (Krems)16215.09. (14:00)30
Herzogenburg (Traisen)74615.09. (17:00)knapp unter 100
Großsierning (Sierningbach)32015.09. (14:00)3x 100
Greimpersdorf (Ybbs)79815.09. (14:00)10-30
Niederndorf (Erlauf)46815.09. (15:00)30
Scheibbs (Große Erlauf)34315.09. (12:00)30-100
Lilienfeld (Traisen)36615.09. (13:00)über 100
Rainfeld (Gölsen)30815.09. (10:00)über 100
Böheimkirchen (Perschling)27015.09. (10:00)weit über 100
Siegersdorf (Große Tulln)27915.09. (11:00)über 100
Kindtal (Mürz)24115.09. (17.30)30
Wildalpen (Salza)26015.09. (15:00)etwas unter 30
Hansenhütte (Thörlbach)9315.09. (09:30)knapp unter 30
Haid/Naarn15.09. (16:00)30
Wienfluss (Wien)ca. 40015.09.evtl. 1000
Götzendorf (Leitha)13616.09. (17:00)10

16. September 2024 – Fünfter Tag der Hochwasserkatastrophe

Bisher hat das Hochwasser 3 Tote verursacht – 1 Feuerwehrmann im Einsatz und zwei Hausbewohner von den Wassermassen erdrückt.

De Abschluss der mehrtätigen Hochwasserlage wird von einer Okklusionsfront gebildet, die aktuell vom Alpenraum bis zum Schwarzen Meer reicht – das derzeit über 5 Grad zu warm ist. Dadurch kommt weiterhin extrem feuchte Luft zu uns, die zudem labil geschichtet ist.

Luftmassen-RGB am 16. September 2024, 10.15 MESZ (Quelle: CHMI.cz)

In den PWAT-Karten des Lokalmodells sieht man das Feuchteband sehr gut, auch „atmospheric river“ genannt:

700 hPa und PWAT (mm) am Montagmittag, 14 MESZ (modellzentrale.de)

Nachtsüber ist es großteils trocken geblieben, nur entlang der Ybbstaler und Türnitzer Alpen gingen weitere Regenschauer nieder. In Ebenwald bei der Reisalpe fielen 41mm in 12 Stunden.

Die aktuelle Pegelstandskarte um 10.45 Uhr MESZ zeigt großteils rückläufige Durchflüsse, nur an der March und im Unterlauf der Leitha steigen sie. Hohe Grundwasserspiegel werden aber zunehmend zum Problem, auch mit dem neuerlichen Regen.

Für den Verkehr hat das folgende Auswirkungen (Stand 16.09.24, 09.26)

Land Niederösterreich – Verkehrsbehinderungen (PDF) – detailliertere Karten hier

Besonders Traisen- und Pielachtal sind schwer betroffen. Der Bezirk Lilienfeld de facto nicht erreichbar. Sonst das Höllental, das Helenental, der Oberlauf der Piesting, sowie das Kamptal.

Über 250 Straßen waren insgesamt gesperrt, darüberhinaus auch Autobahnen und zahlreiche Bahnstrecken.

Um 7.30 Uhr waren laut Feuerwehr Niederösterreich …

  • 1750 Häuser evakuiert worden, davon 82 mit dem Hubschrauber
  • 170 Personen sind in neuen Unterkünften
  • 12000 Haushalte ohne Strom
  • 23 Gemeinden ohne Trinkwasser
  • 13 Gemeinden nicht erreichbar
  • 8 Gemeinden ohne Kanalisation

Der aktuelle ICON-D2-Lauf hat die Mengen etwas reduziert bis heute Abend.

Sonst keine Änderungen in der Kurz- und Mittelfristprognose – zumindest bis Sonntag kaum Niederschlag und Nullgradgrenze auf 2500 bis 3000m. Altweibersommer – die Aufräumarbeiten können beginnen.

In St. Pölten hat es in 4 Tagen mehr Niederschlag (361mm) gegeben als im bisher niederschlagsreichsten Herbst 1950 (355mm) in drei Monaten. In Lackenhof und Wastl am Wald sind über 400mm in 4 Tagen gefallen.

Historische Regenmengen gab es für 4 Tage außerdem in …

  • St. Pölten 361mm (alt: 179mm, 2009)
  • Lilienfeld 371mm (alt: 273mm, 1997),
  • Tulln 358mm (alt: 142mm, 1967),
  • Buchbergwarte 354mm (alt: 109mm, 2014)
  • Lunz am See 343mm (alt: 297mm, 2007)

In Klodzko, Polen (Glatzer Land, Sudeten) gab es gestern mit 798cm einen neuen Rekordwasserstand – der alte mit 6,55m von 1997 wurde regelrecht pulverisiert. Ein Stauseedamm bei Stronie Śląskie im Glatzer Bergland wurde weggespült, der Ort zerstört. Die mehrere Meter über dem Wasserspiegel führende Pilchowice Brücke lag bis zum Unterrand im Wasser.

In Tschechien registrierte eine Wetterstation in Jeseník, Nord-Tschechien bis gestern 450mm in 4 Tagen – der halbe Jahresniederschlag.

Lage ab 18 Uhr

Radarbild um 18.20 MESZ – Starkregen-Schauerbänder, teilweise mit dreistelligen Regenraten, ziehen über Mühl- und Waldviertel hinweg, teilweise auch übers Weinviertel.

Am Nachmittag hat es stark geregnet. Verbreitet sind in wenigen Stunden 30-50mm gefallen, auch im Waldviertel teilweise ergiebige Regenschauer.

Insgesamt sind 12 Dämme gebrochen, Rust im Tullnerfeld steht vor der Evakuierung. Die Südbahn soll für den Fernverkehr morgen wieder freigegeben werden, außerdem sind erste Nahverkehrsverbindungen wieder befahrbar. Die Westbahnstrecke ist auf unabsehbare Zeit gesperrt.

Wegen übersättigter Böden sind sämtliche Stadtparks und Bundesgärten ebenso Lainzer Tiergarten, Steinhofgründe und Laaer Wald bis auf weiteres geschlossen. Es besteht die Gefahr, dass Bäume umstürzen.

In Hainburg an der Donau herrscht immer noch HQ30. Im Kamptal gibt es noch keine Entwarnung.

Unterhalb von 1600-1700m hat nun im Nordalpenbereich verbreitet Tauwetter eingesetzt.

Montag, 16.09.24, 19.10 MESZ (RGB-Satbild)

Das Höhentief schwächt sich insgesamt ab, die Okklusion verliert an Mächtigkeit und Intensität. Der konvektive Anteil ist aber gestiegen (okkerfarben über Österreich) durch mehr Höhenkaltlufteinfluss.

Verifikation:

120-Stunden-Regenmengen bis Montag, 16.09.24, 14 UTC

In Wastl am Wald sowie in Lackenhof am Ötscher sind innerhalb von 7 Tagen knapp 480mm gefallen.

Wenn ich noch einmal die Prognose von Dienstag bis Dienstag in Erinnerung rufen darf:

Das deutsche Modell ICON hatte eine Punktlandung, aber auch EZWMF war stark. GFS tendenziell etwas schwächer, aber für Globalmodelle waren es hervorragende Mengen Prognosen. Warum: Das großräumige Setup war früh fixiert durch das blockierende Hoch und stationäre Tief. Der Anteil hochreichender Konvektion war trotz des Schauercharakters ab Samstag gering, was die Vorhersagbarkeit erhöhte.

  • Eindrucksvoller Radarloop vom 12-14.9. , zeigt erst den Regen mit Südströmung ziehend (Aufgleiten, stabil) , dann die Luftmassengrenze quer über dem Land mit Südströmung im Osten und Nordströmung im Westen. Zuletzt dann der Schwenk auf eine östliche und nordöstliche Verlagerung und damit deutlich steigender konvektiver Anteil der Niederschläge (labile Warmluftzufuhr)
  • 4 Tage Sat + Radarloop Mitteleuropa (Facebook)
  • Modell-Durchschnitt zeigte schon 5 Tage im Voraus eine stabile Extremwetterlage
  • Atmospheric River vom zentralen Mittelmeer bis Schwarzen Meer (PWAT-Loop)
  • Starker Nordföhn im Südosten: Unterhalb 800hPa durchmischt, darüber starker Nordostwind in allen Höhen, Schöckl seit 14.09.24, 23 Uhr u/s (Windmast umgefallen), das Sturmereignis dauerte von Freitagmittag bis Sonntagnachmittag
  • Erkundigungsflug des Bundesheeres am 16.09.24 (Youtube)

24-Stunden-Summe bis Montag, 16.09., 23 Uhr

An den roten Orten fielen verbreitet 50-70mm, im westlichen Wienerwald um die 40mm.

22.30 Uhr: Im Tullnerfeld müssen 9 Gemeinden evakuiert werden, mehr als 1000 Menschen sind betroffen.

Wiederanstiege gibt es an der Lainsitz, in Zwettl und in Matzleinsdorf (Melk), wieder im Bereich HQ30.

Dienstag, 17.09.24 – Gesamtniederschlag

Bei aller ORF-Kritik kenne ich dort kompetente Meteorologen und einer von ihnen ist Manuel Oberhuber, der wie ich in Innsbruck studiert hat. Von ihm ist folgende Karte mit dem Niederschlag von Donnerstag bis Dienstag (144h):

In Wien nehmen U2, U3, U4 ab Mittwochfrüh den Betrieb wieder auf, die U6 kämpft mit Wassereintritten im Bereich Wienfluss.

In Eschenau am Kaiserkogel und Rotheau im Traisental wurden ganze Straßen weggerissen, das Helenental war vollständig überflutet.

Lehren aus der Hochwasserkatastrophe

Ich schreib noch separate Blogbeiträge dazu, welche meteorologische Vorgeschichte das Ereignis verursacht hat, den Beitrag der Klimaerwärmung und wie gut die Modelle performten. Aus Zeitgründen aber dennoch ein paar Vorabhinweise …

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