Hochwasser in Innsbruck am 22/23. August 2005

Innbrücke bei 5,80m (23. August 2005 spätnachmittags)

erste Version vom 02. August 2007, zweite Version vom 13. September 2025, redaktionelle Änderungen, Überprüfung von Links

Einleitung

Der August 2005 erwies sich als unbeständiger und kühler Monat in Mitteleuropa. Häufig herrschte Tiefdruckeinfluss mit nördlicher Anströmung – lediglich unmittelbar vor dem Beginn der Hochwasserlage ab 20. August konnte sich vorübergehend ruhiger Hochdruckeinfluss durchsetzen. Die Vorgeschichte des schweren Hochwassers basiert zu einem großen Teil auf den bereits gefallenen Regenmengen bis Monatsmitte sowie den ergiebigen Neuschneemengen in mittleren und höheren Lagen. Ähnlich wie beim Augusthochwasser 2002 trat eine Woche vor dem Ereignis eine ganz ähnliche Wetterlage auf. Im weiteren Verlauf rechneten die Modelle recht einheitlich und im Nachhinein souverän sehr hohe Niederschlagsmengen in der Zeit vom 20. bis 23. August im gesamten Nordalpenraum, anfangs auch südöstlich der Alpen. Daher war für die betroffenen Gebiete schon frühzeitig eine gute Vorwarnung vor den Starkniederschlägen und resultierenden Überschwemmungen möglich. Entsprechend hielten sich auch die Zahl der Opfer in Grenzen, wenngleich auch Gebiete betroffen waren, denen noch nie zuvor dergleichen widerfahren ist.

Neben der unglücklichen Kombination verschiedenster meteorologischer Faktoren, die zu diesem teilweise extremen Hochwasser geführt haben, sind auch die vom Menschen verursachten Folgen zu beachten, wie etwa die zunehmende Verbauung von Überschwemmungsgebieten, Flussbegradigungen und Oberflächenversiegelungen. Ich war zum Zeitpunkt des Hochwassers Meteorologie-Student in Innsbruck und hatte gerade Besuch aus dem Schwarzwald, der am Folgetag aufgrund der Schäden in Vorarlberg nur über Umwege nach Hause gelangen konnte.

Die folgende Fallstudie entstand aufgrund eigener Recherchen und der im Rahmen des Studiums gemeinsam mit Kollegen erarbeiteten Fallstudie. Mit der Überarbeitung musste ich leider fast die vollständigen Literaturhinweise entfernen, nachdem sie über 18 Jahre später ins Leere („404“) führen. Online ist eben nichts beständig.

Verweis auf die Schadensanalyse im Rahmen des Abschlussprojekts zum August-Hochwasser 2005 im Sommersemester 2007 (Synoptik):

Synoptische Übersicht

Die Hochwasserlage wurde durch ein von den Britischen Inseln her ins nördliche Mittelmeer abtropfende Höhentief verursacht, welches dann langsam nordostwärts über den Nordbalkan und Ostösterreich weiter zog.

Vorgeschichte (14-17. August)

Am Sonntag, 14. August 2005, befand sich zu Mittag ein ausgeprägtes Höhentief mit starkem Jet an seiner Südflanke über Benelux. Es zog bis zum Morgen des 15. August rasch weiter zu den Alpen und verlagerte sich bis zum Abend zur nördlichen Adriaküste. Durch seine Zugbahn war bis dahin ganz Österreich von Regenfällen betroffen, der Schwerpunkt lag aber auf der Alpensüdseite sowie am Montag vom Burgenland bis Oberösterreich. Wie anhand der Abstände der Trajektorien erkennbar, verringerte sich die Zuggeschwindigkeit des Höhentiefs in den weiteren Tagen deutlich und es verlagerte sich nur langsam südostwärts. Mit der nordseitig des Höhentiefs herrschenden nördlichen Strömung wurde in der Folge feuchtwarme Luft von Südosten her um die Ostalpen herumgeführt und resultierten dann ab Dienstag morgen in einer erneuten Verschärfung der Niederschlage besonders vom Salzburger Land bis ins Waldviertel. Erst im Verlauf des Mittwochs zogen sich die Niederschläge dann mit dem abziehenden und sich abschwächendem Höhentief langsam nach Südosten zurück.

Wie sich aus den Trajektorien des ersten Höhentiefs herauslesen lasst, war hier der Westalpenbereich (Schweiz bis Tirol) nur anfangs betroffen, und auch zunächst durch die Vorderseitenlage am 14. August. Der Schwerpunkt der Niederschläge lag in den weiteren Tagen östlich von Tirol, sowohl nord- als auch südseitig, wo es auch zu verbreiteten Überschwemmungen gekommen war.

Hauptgeschehen (20-24. August)

Das Höhentief tropfte von den Britischen Inseln her weiter westlich als im ersten Fall ab und zog dann südlich weiter. Die Niederschläge konzentrierten sich am Samstag, 20. August, aufgrund der kräftigen Hebung auf der Trogvorderseite vor allem auf die Nordalpen, brachten aber auf der Alpensüdseite zahlreiche Gewitter hervor.

Bis zum Sonntagmittag, 21. August zog das Höhentief ins Ligurische Meer und dehnt seinen Einfluss zugleich in den gesamten Alpenraum aus. Der Schwerpunkt der Niederschläge teilte sich nun auf die Alpensüdseite (Steiermark) und auf die Alpennordseite (Nordschweiz) auf. Zahlreiche Gewitter entwickelten mit der herumgeführten Okklusion über Süddeutschland.

Montag früh, 22. August, befand sich der Kern des Tiefs nur wenig östlicher über Mittelitalien. Eine kräftige Höhenströmung verblieb unverändert über dem nördlichen Alpenraum und Süddeutschland. Der Niederschlagsschwerpunkt erstreckte sich non vom Berner Oberland bis nach Westtirol, auch Teile des deutschen Alpenvorlands waren von heftigem Dauerregen erfasst. Das Höhentief verlangsamte seine Geschwindigkeit auf seiner Nordostwärtsverlagerung weiter und lag am Dienstag, 23. August am Vormittag über Slowenien. Die Höhenströmung drehte nördlich des Alpenhauptkamms nun vollends auf Nord und sorgte noch bis zum Mittag für ergiebige Niederschlagsmengen von Vorarlberg bis Tirol und Südbayern.
Mit einer ausgedehnten Langwellentrogentwicklung über dem Nordatlantik erfolgte nun ein als „Downstream-Development“ bekanntes Phänomen in der synoptischskaligen Wetterentwicklung. Der von Island vorstoßende Trog stieß unter Vertiefung südostwärts vor und führte zu einem Geopotentialanstieg über Mitteleuropa, in dessen Folge wiederum das Höhentief auf seinem Weg nach Osten beschleunigte und seinen Einfluss auf den Alpenraum verlor.

Insgesamt kann man den Verlauf der Tiefdruckentwicklung in der Höhe (!) als klassische Va-Lage (von den Britischen Inseln ins Ligurische Meer) bezeichnen, jedoch eher als eine Vb-artige Entwicklung im Anschluss, da das Tief nicht über Polen nordwärts zog, sondern nach Osten wanderte.

Synoptische Entwicklung

Grundsätzlich gestaltet sich eine Frontenanalyse im Alpenraum sehr schwierig, da Okklusionsprozesse durch die Alpenbarriere deutlich beschleunigt sind und nicht mit der Bjerknes’schen Frontentheorie erklärt werden können. Hinzu kommt das Problem mit der Grenzschichterwärmung und der Topographie, da sich die 850hPa-Fläche gerade im Sommerhalbjahr mit dem Tagesgang erwärmt und die Alpen deutlich höher als 850hPa gelegen sind (in der Modelltopographie von GFS durchschnittlich 1800m, in der Spitze 2200m).

Im Folgenden eine Entwicklung der Fronten mit Hilfe der 500hPa-Geopotential-Karten sowie den 850hPa-Theta-e-Karten.

Abbildung 3: 500 hPa Geopotential + Temperatur (links) und 850hPa pseudopotentielle Temperatur und Bodendruck

20. August 2005, 12 UTC: Das Höhentief ist in 700hPa noch kaum ausgeprägt, eine schwache Vorderseite reicht bis Westösterreich. Die zugehörige Frontenlage zeigt sich recht komplex: Eine stark verwellte Okklusionsfront mit recht hohen Theta-e-Werten bis über 50°C erstreckt sich von Nordpolen über die Slowakei bis nach Rumänien. Das durch den Vorstoß kühlerer Luft ins Ligurische Meer entstandene Genuatief weist eine Kaltfront vom Golf von Genua über das nordwestliche Mittelmeer bis zur Ostküste Spaniens auf, die Warmfront zieht sich über den Alpenbogen bis ins Salzburger Land.

21. August 2005, 12 UTC: Das Höhentief hat sich unter Verstärkung ins Ligurische Meer bewegt. Das Bodentief liegt stationär über dem Golf von Genua, seine zugehörige Kaltfront hat sich rasch süd- und ostwärts verlagert. Die angesprochene Okklusionsfront über dem östlichen Mitteleuropa dreht sich nun im Einflussbereich des Höhentiefs zyklonal ein und steuert mit hohen Theta-e-Werten auf die Alpen zu. Entgegen vieler anderslautender Darstellung handelt es sich meiner Interpretation nach nicht um die Okklusion des Genuatiefs, da die Kaltfront gar nicht nördlich der Alpen okkludiert ist. Es ist vielmehr eine alte Luftmassengrenze, die durch das Höhentief reaktiviert und eingedreht wurde.

Abbildung 4

22. August, 12 UTC: Während das Höhentief nach Venedig zieht und den Alpenraum mit nördlichen Höhenströmungen im eisernen Griff hat, zieht sich ein langer Schwaden erhöhter Theta-e-Werte von Griechenland über die Tschechoslowakei und Süddeutschland bis an den Alpennordrand. Die ehemalige Luftmassengrenze bzw. alte Okklusionsfront wird durch die kräftige Warmluftadvektion vorderseitig des Höhentiefs genährt und mit gleichbleibend hohen Theta-e-Werten „versorgt“, die nun direkt gegen die Nordalpen geführt werden und dort die gespeicherte Energie verlieren. Zugleich führt der Okkludierungsprozess der Kaltfront des Genuatiefs zu einer Erneuerung der Okklusionsfront. Deren ursprüngliche Herkunft ist ab diesem Zeitpunkt nicht mehr im Bodenfeld erkennbar.

23. August, 12 UTC: Mit dem Ende der Starkniederschläge hat sich die Okklusionsfront nahezu aufgelöst, die Luftmassengegensätze sind nicht mehr vorhanden und mit dem ostwärts ziehenden und sich dabei abschwächenden Höhentief verschwinden sowohl synoptischer Hebungsantrieb als auch Nordanströmung an die Alpen. Über dem Nordatlantik taucht dagegen ein neues Frontensystem mit markantem Warmsektor auf.

Beobachtungsdaten

Abbildung 5

Links: Sich eindrehende Okklusionsfront am 21. August 2005 um 16 UTC. Mit den roten Pfeilen markiert ist der Verlauf der Front, die von zahlreichen, hochreichenden konvektiven Zellen durchsetzt ist. Zum Zeitpunkt der Aufnahme waren hier einige Gewitter vom schwäbischen Alpenvorland bis Tschechien eingelagert. Über der Schweiz ist die Bewölkung stratiformer, aber immer noch konvektiv durchsetzt. Ein weiterer Hotspot für konvektive Niederschläge findet sich im Südosten Österreichs, wo Gewitter im Grazer Becken über 50mm in 12h brachten.

Rechts: Entwicklung zum Zeitpunkt der stärksten Niederschläge in Vorarlberg und Tirol. Gut ist die sich eindrehende Front zu erkennen, die direkt auf die Alpen prallt und durch ihre quasi-stationäre Lage ständig für Nachschub feuchter und z.T. auch labiler Luft sorgt.

Abbildung 6: eine Stunde früher: Zwischen dem eingedrehten Frontteil und dem länglichen Teil über Osteuropa können sich Wolkenauflockerungen durchsetzen. Östlich des italienischen Stiefels führt die Höhenkaltluft des Troges zusammen mit der vorderseitigen Warmluftadvektion zu kräftigen mesoskaligen konvektiven Systemen (MCS) über Montenegro und Albanien

Ursache für die Starkniederschläge

Vertikalprofile von Graz und München

Abbildung 7

Links: Der Sondenaufstieg von Sonntag, 21. August 2005, 3 UTC zeigt die Lage in Graz im Zeitraum der Starkniederschläge, die auch in der Steiermark Überflutungen hinterließen. Die Schichtung ist überwiegend feuchtneutral, besonders in der unteren Troposphäre aber auch labil. Geringe Hebung reicht bereits aus, um entlang der neutralen Fläche in der mittleren Troposphäre hinaufzugleiten. Wie aus dem obigen Satellitenbild ersichtlich, ist das auch im Tagesverlauf passiert und hat zu gewittrigem Starkregen geführt. Unveränderte Bedingungen in der Höhe vorausgesetzt ging die Konvektion bis etwa 10km hinauf. Die Strömung war in den unteren Schichten nur schwach aus östlichen Richtungen, nahm aber mit der Höhe leicht zu. Damit konnte mit der südöstlichen Höhenströmung immer wieder Feuchte und Gewitterzellen ins Grazer Becken geführt werden, die an den umliegenden Gebirgsketten stauten und abregneten.

Rechts: Der Sondenaufstieg vom Montag, 22. August 2005, 12 UTC stellt den Zeitpunkt der Starkniederschläge im Bereich Vorarlbergs und Westtirol, aber auch entlang der Okklusionsfront über Bayern (hier: München) dar. Die Höhenströmung dreht hier hochreichend auf Nordost, ist aber ebenso wie in Graz eher schwach ausgeprägt. Dafür ist die Schichtung deutlich labiler (rund 240 J/kg). Die oberhalb 700hPa vorhandenen Trockeneinschübe fördern in beiden Aufstiegen die Entstehung potentieller Instabilität. Generell sind feuchte oder gesättigte Schichten bis Kammniveau des Gebirgs förderlich für die Niederschlagsbildung und hier auch vorhanden.

Bei klassischen Vb-Lagen, die hier nicht vorlag, ist der Kontinent von eingeflossener Kaltluft bedeckt und durch die vom Mittelmeer nach Norden geführte Warmluft kommt es großflächig zu Aufgleitniederschlägen, die wegen der hohen Theta-e-Werte aus Südeuropa besonders ergiebig sein können. Typisch für Starkniederschläge im Innsbrucker Raum ist das Einfließen von Kaltluft über Kufstein und darüber eine Südströmung mit Aufgleitvorgängen. Ohne die hochreichende Kaltluft im Inntal würde die Luft über den Alpenhauptkamm bzw. das Karwendelgebirge föhnig absinken. Im Fall des 22. und 23. Augusts, als in Innsbruck die stärksten Niederschlage zu verzeichnen waren, herrschte jedoch durchweg Ausfließen im Inntal. Die Starkniederschläge können also nicht rein durch Aufgleitvorgänge entstanden sein, da die hochreichende Kaltluft im Inntal fehlte.

Stauniederschlag:

Hinsichtlich der Effektivität von Stauniederschlag ist folgendes zu beachten

  • 1. Winddrift: — Die effektiv auf der Luvseite des angeströmten Gebirges fallenden Niederschläge hängen von der Überströmungszeit Tu, der Umwandlungszeit Tc (von Eiskristallen zu Regentropfen) und der Fallzeit Tf ab. Sind Tc + Tf kleiner als die Überströmungszeit, kann viel orographischer Niederschlag auftreten. In diesem Fall lag die Überströmungsgeschwindigkeit bei ca. 25 Knoten, was etwas über dem Schwellenwert einer voll blockierten Strömung liegt, aber noch verhältnismäßig schwach ist (Quelle: Vorlesung Gebirgsmeteorologie bei Thomas Haiden, ZAMG, Uni Innsbruck SS07)
  • 2. Kaltluftpolster: — Bei einer Froude-Zahl (Verhältnis von Höhe des Hindernisses, Anströmungsgeschwindigkeit und Stabilität) kleiner 1 kommt es zur Blockierung der angeströmten Luftmasse am Gebirge, die sich dann stromaufwärts ausbreitet. Dadurch setzt die orographische Hebung früher ein, genauer genommen an einem virtuellen, aus Kaltluft bestehendem Berg. Zwar vergrößert sich die Hebungsfläche, aber die maximale Hebungsintensität nimmt durch den flacheren Hangwinkel ab. Die Niederschläge am unmittelbaren Alpenrand wären somit schwächer als bei einer Überströmung der Alpen. Mit den aufgetretenen 25 Knoten herrschte eine Mischung aus Blockierung und Überströmung. Die aufgetretene eingelagerte Konvektion deutet eher auf neutrale bis schwach labile Schichtungsverhältnisse hin, welche gegen eine Blockierung spricht. Die Niederschlagsverteilung sowie das Auftreten eines „barrier-jets“ im GFS-Modell hingegen dafür. Eine eindeutige Zuordnung ist hier also schwierig. (Quelle: Janek Zimmer, personal communication)
  • 3. Stabilität: — Stauniederschläge sind im Winter grundsätzlich wegen der höheren Stabilität effektiver, da mehr anströmende Luft geblockt werden kann, im Sommer hingegen durch hochreichend labilere Schichtung eine stärkere Überströmung ermöglicht wird. Messungen zeigen, dass die Effizienz reiner Stauniederschläge nur bei 30-60% liegt. Besonders im Sommerhalbjahr spielt daher ein weiterer Mechanismus eine tragende Rolle.

Die Niederschlagsverteilung zeigt, dass tatsächlich viel von der Strömung blockiert wurde (z.B. 24h-Summen 22.August: 180mm in Warth, 77mm in Ischgl/Paznauntal) und sich lokal größere Unterschiede abhängig von der Topographie und dem Anströmwinkel ergaben. So wurde beispielsweise durch die nordwestliche bis nördliche Anströmung die Alpen der Zentralschweiz, Vorarlberg und Allgäu sowie im weiteren Verlauf durch die nordöstliche Strömung das Karwendelgebirge und Bayrischer Wald reichlich bedient, die höchsten Summen in Westösterreich fielen dabei am Arlberg sowie im Bezirk Reutte mit über 230mm in 36h.

Inneralpin traten weniger Niederschläge auf, jedoch kam es auch im üblicherweise verschonten Einzugsgebiet des Inns, wie Paznauntal, Kaunertal, Pitz- und Ötztal zu dort verhältnismäßig ergiebigen Mengen. Gesetzt den Fall einer effektiven Blockierung wie sie die Niederschlagsverteilung vermuten lässt, muss es also speziell für die inneralpinen Niederschläge noch einen weiteren Mechanismus gegeben haben.

Potentielle Instabilität

Die Stabilität einer Luftmasse kann durch den KO-Index [Angabe in K] abgeschätzt werden. Er setzt sich aus den Theta-e-Werten in verschiedenen Höhenschichten (850hPa, 700hPa, 500hPa, 1000hPa) zusammen. Ein negativer KO-Index bedeutet eine Abnahme von Theta-e- mit der Höhe und damit die Existenz potentieller Instabilität. Grund: Theta-e setzt sich aus Temperatur und Feuchtegehalt zusammen. Liegt eine Trockenschicht über einer gesättigten Schicht, so nimmt Theta-e mit der Höhe ab. Werden durch synoptischskalige oder orographische Hebung beide Schichten angehoben, so kühlt sich die gesättigte Schicht geringer als die Trockenschicht ab. Dadurch ergeben sich zunehmend steilere Temperaturgefälle mit der Höhe und eine Labilisierung der Luftmassenschichtung.

Abbildung 8a (links) zeigt die Werte des KO-Index dargestellt als Isolinien. Grüne Linien sind negative, blaue Linien positive Werte. Überlagert ist die aufwärtsgerichtete Vertikalbewegung in der Farbskala. Zeitpunkt ist Montag, 22. August 2005. Abbildung 8b (rechts) stellt die am 22. August 2005 in 24h registrierten Blitzeinschläge dar. Die Farbskala zeigt deren Zeitpunkte im Einzelnen. Gelb- und Brauntöne entsprechend 17 bis 00 UTC.

Wie aus Abb. 13a) ersichtlich herrschen im gesamten Einflussbereich des Troges, aber auch der Front leicht bis mäßig negative KO-Index-Werte vor, die auf vorhandene potentielle Instabilität hinweisen. Der frontogenetische Antrieb sowie der orographisch erheblich verstärkte Antrieb im Bereich Westösterreichs lassen auf die Freisetzung der potentiellen Instabilität schließen. Demzufolgen verstärkte diese durch eingelagerte Konvektion die Stauniederschläge deutlich, wodurch sich die extremen, teilweise Rekorde überschreitende Summen in Vorarlberg und Westtirol erklären lassen. Diese „embedded convection“ ordnet sich oftmals in Bändern innerhalb des Regengebiets an und pulsiert über einen längeren Zeitraum.

Des Weiteren war die Feuchtkonvektion von den Bodenschichten entkoppelt und konnte auch inneralpin für eine Erhöhung der Niederschlagsintensität sorgen. Schließlich wurde auch im Bereich der Okklusionsfront selbst Labilität freigesetzt, siehe dazu Abb. 13b) rechts vom 22. August 2005. Die Übereinstimmung der aufgetretenen Gewitter, der vorhandenen potentiellen Instabilität und der starken Hebung ist gut ersichtlich. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch für den 21. August 2005 und den aufgetretenen Starkniederschlägen in Graz.

Seeder-Feeder-Effekt

Der letzte Punkt, der bei der Niederschlagsbildung besonders im Sommerhalbjahr generell wichtig ist, betrifft den sogenannten Seeder-Feeder-Effekt.

Bei hochreichend stratiformer Bewölkung wie in Zusammenhang mit Warmfronten wird etwa 20% des ausfallenden Niederschlags von Eispartikeln verursacht, die aus eingebetteten Zellen in der Cirrusstratuswolke herabfallen. Die Schicht mit den eingebetteten Zellen wird seeder-zone (engl.: säen) genannt, da sie die Schicht darunter mit Eispartikeln säet. Die Schicht darunter wird als feeder-zone bezeichnet (engl.: füttern), da die hier durchfallenden Eispartikel deutlich an Masse zunehmen – durch Sublimation von Wasserdampf an die Eiskristalle sowie evtl. direkter Anlagerung unterkühlter Wolkentröpfchen („Riming“). Die restlichen 80% des ausgefällten Niederschlags ist in der feeder-Zone als Kondensat vorhanden.

Nehmen über der Seeder-Zone die Theta-e-Werte mit der Höhe ab, d.h. befindet sich über der gesättigten Schicht eine trockene Schicht und ist zugleich hochreichende Hebung vorhanden, dann kann potentielle Instabilität erzeugt werden, die zur Zellbildung über der Seeder-Zone und folglich zur Produktion von Eispartikeln anregt. (Robert Jr. Houze, 1993, Cloud Dynamics).

Abbildung 9 skizziert den Seeder-Effekt bei orographischen Niederschlägen.

Bei orographischem Niederschlag werden die tiefen Wolken bestenfalls blockiert, sodass die andauernde Hebung am Gebirge beständig zur Kondensation und zur Bildung von Wolkentröpfchen führt. Die darüber ziehenden hohen und mittelhohen Wolken bei Warmfrontniederschlag, im Idealfall mit eingebetteten „generierenden Zellen“ versorgen die tiefen Wolken beständig mit Eispartikeln, sodass die Niederschlagsbildung recht effektiv ist – was hier vorgelegen hat.

Ursache für die Überflutungen

Hier wird ausschließlich auf die meteorologisch-hydrologischen Ursachen eingegangen. Menschliche Eingriffe in die Natur, z.B. Verlegung des Flussbetts, Kanalisierung, Flächenversieglung, Zerstörung von Retentionsflächen, Ackerbau und falsche Bebauung in hochwassergefährdeten Gebieten sind natürlich ein wichtiger Faktor bei vielen Hochwässern. Dazu zählen jedoch nicht Schäden, die auch Orte betrafen, welche die letzten Jahrhunderte verschont blieben.

4.1 Übersättigung der Böden durch vorangegangene Niederschläge

Der Witterungsverlauf in den Vorwochen zeigt immer wieder Phasen mit teils kräftigen Niederschlägen im Alpenraum. In den Voralpen der Zentral- und Ostschweiz bis zum Arlberg fielen bis zum 15. August bereits 75-100% der durchschnittlichen Augustmenge, alleine 40mm am 14. und 15. August. Auch in Westösterreich regnete es bis zum Hochwasser stark. Im Bereich Innsbruck etwa waren es rund 70mm zwischen 14. und 20. August, und sogar 117mm in Mils 15km östlich von Innsbruck bis zum 21. August (Alexander Radlherr, personal communication). Im Südosten Österreichs, wo am 21. August ebenfalls Überflutungen auftraten, brachte das Vorgängereignis bereits recht intensive Niederschläge, sodass auch hier die – zusätzlich konvektiv stark verstärkten – Niederschläge nahezu direkt in die bereits gefüllten Bäche und Flüsse gelangten.

4.2 Verweildauer der Niederschläge und gemessene Mengen

Während sich nur leichter bis mäßiger Aufgleitniederschlag über eine größere Fläche verteilt, gab es in diesem Fall nur einem einem verhältnismäßig schmalem Streifen starke Niederschläge. Das damit verbundene frontale Hebungsgebiet mit der Okklusion zog aber nur langsam ostwärts, sodass über einen längeren Zeitraum hinweg dieselben Gebiete betroffen waren. Schwerpunkt dabei die Ostschweiz bis Westtirol sowie das deutsche Alpenvorland vom Bodensee bis Chiemgau. So fielen etwa bis 23. August im Außerfern bis zu 150mm. In Reutte waren es 189mm in 24h (22.8.) und 230mm in 36h (Monatsende 414mm, Rekord). Im Bregrenzer Wald wurden Summen bis zu über 214mm registriert. In Holzgau im Lechtal fielen 150mm am 22. August. Im Unterinntal schwankten die Regenmengen zwischen 80 und 160mm. In Innsbruck ergab sich durch die zunehmende Stausituation mit der sich abschwächenden bodennahen Nordströmung in der Nacht zum 23.8. ein sehr lokales starkes Nord-Südgefälle. Im Tal betrugen die 12h Summen zwischen 60 und 80mm, selbst gemessen in Innsbruck-West habe ich 66,5mm. Richtung Karwendelgebirge wurden über 100mm registriert. Dank der noch aufnahmefähigen Speicherkraftwerke konnte einige Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden, was dazu beitrug, dass die Stadt Innsbruck mit einem blauen Auge davonkam.

Auch in den deutschen Alpen fielen ergiebige Stauniederschläge mit verbreitet 100-150mm in 72h, die höchsten Mengen wurden im Raum Oberallgäu, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz mit 180mm bis 245mm in 72h gemessen.

Die fehlenden Regenpausen im Zeitraum vom 22.8. bis 23.8. hielten die hohen Abflüsse in den Bächen und Flüssen aufrecht, sodass sich die Hochwasserlage stetig aufschaukeln konnte, zudem erhöhte sich im Laufe der Niederschlagsperiode das Risiko von Erdrutschen, Murenabgängen, Gerölllawinen und Steinschlägen mit dem aufgeweichten Erdböden mit den anhaltenden Niederschlägen.

Einfluss der Schneesituation

Abb.10 Die VERA-Analysekarte zeigt die zum 18z-Termin des 22.August 2005 gefallenen 6h-Niederschläge sowie die Schneefallgrenze in Isolinien. Sie lag im Großteil des Niederschlagsgebiets zwischen 2800 und 3200m. Der Schwerpunkt der Starkniederschläge betrifft in den Nachmittagsstunden die Ostschweiz und Vorarlberg und verlagerte sich dann nachts weiter nach Tirol (nicht gezeigt).

Lag die Schneefallgrenze beim Präzedenzfall vom 14-16.August 2005 noch bei rund 2000m, so wurde während der Starkniederschläge vom 21-23. August eine recht hohe Schneefallgrenze von 3000 bis 3200m beobachtet. Dadurch konnte der Niederschlag nicht in Form von Schnee gebunden werden, sondern wurde direkt abflusswirksam. In Vorarlberg und Westtirol lag die Schneefallgrenze meist bei 2800m bis 3000m.

In Tirol sank sie in der Nacht und am Morgen des 23. August auf 2400m ab, sodass zumindest hier ein Teil der Niederschläge gebunden und zurückgehalten wurde. Auch trugen somit die Gletscherregionen nicht aktiv zu den Abflüssen bei, was zumindest im Innsbrucker Raum (und später stromabwärts) eine Katastrophe verhindert hatte.

Eine nennenswerte Alt/Neuschneeauflage war bis zum Haupthochwasser nicht mehr in Tirol vorhanden, da nach dem 15./16. August wieder ein kräftiger Temperaturanstieg in allen Höhen erfolgte. Eine Ausnahme betraf Graubünden. Dort schneite es am 20. August vorübergehend bis auf 2000m herab, auf dem Weissfluhjoch (2663m) fielen 36mm. Mit den anschließendem Temperaturanstieg in der Höhe kombiniert mit dem Starkniederschlag dürfte zumindest in der Region Davos und Klosters die vorherige Neuschneeauflage eine Rolle bei der Abflusssituation der Landquart gespielt haben. Da größere Mengen Altschnee zumindest eine dämpfende Wirkung auf den Abfluss der Wassermengen haben, und die Gebirgs- und Gletscherregionen um diese Jahreszeit nahezu ausgeapert waren, spricht das Fehlen des Altschnees ebenfalls für einen raschen Abfluss.

Entwicklung der Pegelstände in Innsbruck

Im deutschen Wetterzentraleforum wies ich damals bereits am 18. August 2005 auf ein mögliches Innhochwasser bei Innsbruck hin, aufgrund der gerechneten hohen Schneefallgrenze und der womöglich von kräftigen Niederschlägen betroffenen Einzugsgebiete des Inns bis zur Quellregion. Diese Lage findet sich in der Vergangenheit eher selten:

Folgende Liste zeigt die Jahreshöchstwasser seit 1948, die über 1000m³/s Abfluss am Pegel Innsbruck erreicht haben:

  • 17.09.1960: 1080m³/s (Trog Frankreich + Vorderseite)
  • 28.06.1965: 1050m³/s -(Schneeschmelze + Gewitterregen)
  • 19.07.1975: 1030m³/s -(Vb-Lage)
  • 06.08.1985: 1159m³/s -(Trog Mitteleuropa + Oberitalientief)
  • 19.07.1987: 1126m³/s – (Trog Westeuropa + Frontalzone Alpen)
  • 23.05.2005: 1538m³/s (6,58m)

1871 war mit 1207m³/s der bis zum Hochwasser 2005 höchsten Abfluß zu verzeichnen, jedoch ist hier auch der heute veränderte Flussverlauf zu damals zu berücksichtigten. Der durchschnittliche Durchfluss in den letzten 130 Jahren liegt bei ca. 750m³/s. Pegelstände von 3,50m bis 4,00m werden zur Schneeschmelze im Frühsommer wenigstens einmal im Jahr erreicht. Die meisten Hochwässer der letzten Jahrzehnte traten zwischen Juni und August auf (Hydrografischer Dienst und Abt. Wasserwirtschaft beim Amt der Tiroler Landesregierung).

Aufgrund der vergangenen achtzehn Jahre ohne herausragende Hochwässer rechnete man bei dieser Lage kaum mit einer ernsten Bedrohung. Bis auf die genannten Fälle in der Vergangenheit treten Trog- oder Vb-Lagen meist mit verhältnismäßig niedriger Schneefallgrenze, ein vorwiegend auf die typischen Staulagen beschränktes Niederschlagsgebiet und damit keine Überregnung des gesamten Inneinzugsgebiets westlich von Innsbruck auf.

Am 20. August 2005 bekräftigte ich meine Befürchtung. Die Modelle rechnen nun seit Tagen teilweise extreme Regenmengen von 200-300mm innerhalb 72h im zentralen Alpenraum.

Man beachte auch die Nullgradgrenze, am Montag morgen wird die Schneefallgrenze kurz mal auf 2200m runtergehen, aber danach wieder auf 2500 bis 2800m ansteigen. Am Montag werden auch die stärksten Niederschläge gerechnet, für einen Gitterpunkt in Tirol habe ich 160mm von Sonntag,18 bis Dienstag 0 UTC aufsummieren können – konvektiv .

Gesetzt den Fall, die bodennahe Nordströmung wird so wie erwartet und noch ein bisschen kräftiger , und auch angesichts der Tatsache, dass GFS die Alpen nur als flache Hügel drin hat und die Staulage unterschützt, so sind doch innerhalb kürzester Zeit unwetterartige Mengen möglich, sodass es insbesondere an den südlichen Donauzuflüssen Iller und Lech zu einem gefährlichen Hochwasser kommen kann, im weiteren Verlauf mit Ostwärtsschwenkung des Tiefs sind dann auch die anderen Nebenflüsse betroffen.

Hinsichtlich des Inns bin ich noch unsicher, ob sich auch hier eine Hochwasserlage entwickelt. Es werden ja auch – im Gegensatz zu den vergangenen Hochwasserlagen in diesem Jahr – im Engadin und an der Verwallgruppe kräftige Regenfälle simuliert, bei der hohen Schneefallgrenze gelangt dann fast alles in die Nebenbäche,d.h. innaufwärts ist bereits mit einem kräftigen Anstieg zu rechnen, der sich dann langsam innabwärts fortsetzt und noch an Mächtigkeit zunimmt, weil eben die Regengebiete von West nach Ost durchgehen.

Am 21. August 2005, 15.00, stand der Inn bei Innsbruck bei 3,04m und war geringfügig fallend. Die Ruhe erwies sich als trügerisch. Auch am 22. August regnete es zwar immer wieder, aber nicht so stark, dass man sich Sorgen hätte machen müssen. Am späten Abend dann setzte gleichmäßiger Dauerregen an, der sich in der Nacht dann deutlich verstärkte. An meinem alten Wohnort am Mentlberg im Westen Innsbrucks registrierte ich in sieben Stunden 45mm, bei Stundenraten von 6-7mm/h um 9.00 – in den nördlicheren Stadtteilen waren es auch 8-10mm/h. Die Wolkenuntergrenze sank auf 640m und hüllte die Berge in einen dichten Nebel. Am 23. August 2005, 9.00 stand der Inn bei 5,75m und stieg damit in sieben Stunden um satte 1,50m an. Um 12.00 wurde mit 6,56m der Höchststand erreicht, der Regen hörte bis dahin auf und danach ging der Inn langsam aber stetig wieder in ein Fallen über und betrug am Folgetag noch etwa 4,00m.

Folgende Beeinträchtigungen waren am 23. August 2005 in Innsbruck zu verzeichnen:

  • Der von der Nordkette kommende Höttinger Bach sorgte für gefährliche Sturzbäche und Überschwemmungen im Stadtteil Hötting und Mariahilf.
  • Der Inn überschwemmte den Englischen Garten, ebenso Teile der Innpromenade, das Gelände der Hauptuniversität mit Alter Mensa, Studienabteilung, Bibliothek sowie die Keller der Universitätsklinik gegenüber. Grundwasser stieg auch im Westen Innsbrucks nach oben und überschwemmte teilweise das Hafengelände und angrenzende Häusergruppen.
  • Bis auf den Sieglangerstieg mussten alle Brücken im Stadtgebiet Innsbruck gesperrt werden – das Inntal war damit nach den Überschwemmungen im Oberland und im Unterinntal sowie der gesperrten Straße nach Seefeld wegen Erdrutschgefahr nur noch über den Brenner erreichbar.
  • Bis auf wenige Ausnahmen musste der gesamte öffentliche Verkehr in Innsbruck eingestellt werden. Bis zum Mittag wurden noch Vorkehrungen zum Schutz der Altstadt getroffen, wo sämtliche Geschäfte mit Holzbrettern und Sandsäcken gegen die drohende Flut verbarrikadiert wurden.
  • Teile der Innpromenade und des Radwegs wurden arg in Mitleidenschaft gezogen.
Meine Bilder zum Hochwasser vom 23. August 2005

Epilog – Erlebnisbericht vom 24. August

Mein Besuch hat um 10.34 die Rückreise in den Schwarzwald angetreten, anderthalb Stunden später als geplant und über einen großen Umweg, weil ab Landeck weiterhin die Verkehrsinfrastruktur unterbrochen ist. Statt über Lindau gehn die Züge jetzt über München-Ulm .

Nun habe ich Zeit, das ganze etwas Revue passieren zu lassen und drum möchte ich jetzt meinen Gedanken freien Lauf lassen.

Begonnen hatte es eigentlich schon vergangene Woche, bereits am Freitag regnete es stärker , innerhalb 48h fielen 63,5mm . Da war es noch nicht dramatisch, da es zwar über einen längeren Zeitraum viel regnete, aber in mäßiger Intensität und mit Pausen. Jedenfalls waren die Böden schon gesättigt und die angekündige Unwetterlage ließ aufhorchen.Ich hatte ja vor ein paar Tagen bereits vorsichtig darauf hingewiesen, dass es auch am Inn ein Hochwasser geben könnte, wenn bei hoher Schneefallgrenze im Engadin viel Niederschlag herunterkommt und der Inn damit natürlich extrem gespeist wird. Ich wusste aber nicht, wie stark sowas werden kann. Jahrelang beobachtete ich den Main bei jedem Regenguss, ok, das ist übertrieben, aber ich wusste langsam,wie er auf etwas reagiert und dass er extrem langsam ist. Als Gregor vorgestern abend kam, stand der Inn bei rund drei Metern , das ist ganz leicht erhöht, aber nicht dramatisch und bis zur Innpromenade war noch Platz. Zudem verspätete sich der Regen. Im Ohr habe ich noch, dass MOS 30mm für Montag und 20mm für Dienstag proggte, aber der eigentliche Regen setzte erst spätabends ein. Von Montag mittag bis Dienstag ,2.00 fielen dann 18,5mm – die Regenintensität war nicht sehr stark und ich fragte mich ernsthaft, wo denn der große Regen bliebe.


Dann aber ging es Schlag auf Schlag. Als wir gegen 3.00 ins Bett gingen, verstärkte sich der Regen deutlich und hielt auch die Nacht über an. Vier mal wurde ich aus dem Bett geworfen als bei gekippten Fenster von draußen die Feuerwehrsirenen ertönten , und das so laut, als stünde ein Einsatzwagen direkt vor der Haustür. Dazu schüttete es jetzt mit sechs bis acht Litern in der Stunde. Ich kenne solchen Dauerregen nicht, aus dem Flachland bin ich so 1-2mm/h gewohnt. Die Wolkenuntergrenze lag ganztätig bereits bei rund 800m, aber das waren nur die Fractostratus am Hang, der Alto bzw- Nimbostratus war hingegen zeitweise über Kammniveau. Am Morgen dann ging die Basis deutlich herunter und bis auf 650m herab. Da fehlten nur wenige Meter über meinem Haus und verkrüppelte Nadelbäume an der Waldgrenze wurden immer wieder von den Stratusfetzen eingehüllt. Zusammen mit dem Dauerregen ergab das eine bedrohliche Atmosphäre, beinahe gespenstisch und beklemmend. Von 2.00 bis 6.50 las ich dann 29mm vom Niederschlagsmesser ab. Von 6.50 bis 9.30 fielen dann nochmals 15mm und dann in einer Stunde rund 6mm.


Im Zeitraum 2.00 bis 14.00 fielen insgesamt 29+21+6mm = 56mm – alles zusammengerechnet komme ich in 5 Tagen auf unglaubliche 119,5mm – im August insgesamt schon etwa 160mm, aber da muss ich nochmal nachschauen ob das mit dem Flughafen korreliert. Ist jetzt auch nicht so wichtig, genaue Zahlen und Graphiken liefere ich später nach,wenn ich alle Bilder und Statistiken zusammenfassen werde. Mir geht es hier eher um persönliche, auch emotionale Eindrücke. Um 9.30 liefen wir dann Richtung Innenstadt. Der Radweg wurde gerade bei 5,80m abgesperrt. Überall Feuerwehren, die am „Hafen“, einem weiten Platz mit Disco und Konzerthalle, Keller auspumpten. Am Radweg stand das Wasser nur noch rund 40-50cm darunter und an manchen Stellen auch weniger. An der Tankstelle bildete sich eine große Wasserlache,als Wasser von den Gullis nach oben drang.


Und der Inn bildete eine beeindruckendes, erschreckendes Bild. Regelrechte Wogen von reißenden Fluten – eine unglaubliche Fließgeschwindigkeit , die alles mitreißen musste, was sich dem Strom in den Weg stellte. Ganze Baumstämme mit Ästen und Zweigen schwammen vor allem in der Flussmitte, manche mit der Strömung, was ein Problem für die Brücken darstelle, weswegen nach und nach alle Innbrücken bis auf den Sieglangersteg gesperrt wurden. Die Naturgewalt war beeindruckend, braun, schlammig und große Wellen wie am Meer. So als bliese ein Orkan das Inntal hinunter, aber dem war nicht so. Nur die Wassermassen in Verbindung mit Geröll,Schlamm und Treibgut führten zu diesem Bild, dessen Zeuge wir wurden. Die anfängliche wissenschaftliche Neugier und auch gewisser „Stolz“, live dabei zu sein wich bald auch einer Furcht. Mir war doch etwas mulmig zumute, als ich das Ausmaß begriff – welches die Fluten anrichten würde,wenn… das Wasser stieg und stieg und am Unigebäude stand das Wasser in einer Senke einige Zentimeter hoch an der Wand. Durch die Durchfahrt zur Tiefgarage floss es immer mehr hinab. An der Mauer ,die den Inn vom Radweg und Inntpromenade trennt, fehlte nicht mehr viel. Skurrilerweise blieben die Unterführungen aber alle trocken, während hunderte Meter weiter vom Ufer weg Keller vollliefen.


Touristen und Einheimische drängten zu hunderten an das Ufer, missachteten dabei auch immer wieder Absperrungen und dutzende Fotoapparate wurden gezückt. Als angehender Meteorologe und Hobbywetterfrosch empfindet man es doch etwas befremdlich, mit welcher Sensationsgier da die Verbote der Polizei und Feuerwehr ignoriert werden, nur um möglichst nahe vom Geschehen ein Familienfoto machen zu können, das dann später voller Stolz nach dem Urlaub präsentiert wird. Es waren auch ältere Leute, die sich der Lebensgefahr nicht bewusst waren. Denn es prallten unablässig Äste ,Treibgut und dicke Baumstämme gegen die Uferpromenaden , zudem muss der Staudruck enorm gewesen sein, da der Inn mehr als doppelt soviel Wasser wie sonst führte. In der Unterführung entdeckten wir einen Riss , aus dem schlammiges Wasser sickerte. Wir sagten es zwei uniformierten Leuten auf der Brücke,die sich dann aber als welche „vom Strom“ entpuppten.Eine Brücke weiter stand der Landesfeuerwehrinspektor auf der Brücke und ich hörte einen Wortfetzen “ der Inn soll sinken!“ – aber ich weiß nicht,ob es eine flehende Bitte oder eine Feststellung war. Hinterher wohl eher das Erste, denn der Inn stieg innerhalb 2h nochmal um 75cm an.

Nachdem wir auf das Frühstück verzichtet hatten, weil wir es nicht mehr aushielten mit der Ungewissheit,wie hoch der Inn denn stünde, liefen wir erstmal zurück um uns zu stärken. Mittlerweise stieg das Wasser weiter an. Der See am „Hafen“ wurde größer und das Gelände seinem Namen, wenn auch unfreiwillig, gerecht.

Im Radio hörten wir die Meldungen besonders vom Oberland und Vorarlberg, wo die Telefonverbindungen zerstört bzw. unterbrochen waren. Immer wieder war, egal ob Radio oder N-TV von einem „Jahrhundertwasser“ die Rede, was mich trotz der angespannten Lage ein wenig schmunzeln ließ,weil ich spontan an den berühmten Maler bzw. Künstler „Hundertwasser“ dachte. Bei NTV und N24 gab es ständig dieselben Bilder, die Moderatoren grinsten in die Kamera und laberten viel Unsinn, ebenso wie einige Reporter vor Ort. Information wenig, Show viel und ähnlich wie bei den Attentaten vom 11.September 2001 in New York, immer wieder dieselben Bilder – monoton wiederkehrend und auch uralt. Innsbruck wurde kaum erwähnt in den Nachrichten, obwohl man sich hier auf eine Jahrhundertflut einstellte.

Gegen Mittag gingen wir erneut in die Stadt, der Pegel näherte sich den 6,30m an, wenn er auch langsamer stieg. Wurde der Scheitelwert erreicht ? Es regnete weiterhin und auf dem Radar wurden unablässig flächige und auch noch starke Niederschlagsechos in Richtung und gegen die Alpen geführt. Zum damaligen Zeitpunkt sah es nach Dauerregen bis zum Abend aus.

Die Straße am Hafen lief nun zunehmend voll schlammiges Wasser, auch von der Eisenbrücke („Karwendelbrücke“) lief Wasser einen Weg zur Straße hinunter. Die Feuerwehr gab es auf,die Keller leerzupumpen. Die Inntalpromenade war nun durchgehend gesperrt – wobei die Gefahr weniger von der drohenden Überflutung als von möglichen Abrutschen der Böschung und Teile des Weges ausging.Ich habe noch nie in meinem Leben einen so ungebändigten Fluss mit solch enormer Strömung und Wellengang gesehen. Das vergesse ich meinen Lebtag nicht. Die Brücken nun gesperrt, war es schwieriger, vom Inn überhaupt noch etwas zu sehen und die Katastrophentouristen hatten nun auch Lunte gerochen. Am Unigebäude,wo das Wasser nun unter (!) der Mauer durchströmte und sich teils knöcheltief in die Durchfahrt ergoss, war die Absperrung ungenügend. Als sich Feuerwehrleute und Polizei von der nahen Unibrücke aufmachten, um die sorglosen Touristen zu vertreiben, gingen wir auch zurück. Hinter uns strömte eine Schar junger Menschen heran und eine junge Frau rief „boah ,geil!“ – es klang nach Begeisterung. Ich dachte mir nur wer „boah,geil“ schreit bei der Lage, der gehört da auch weggescheucht. Denn angesichts der vollaufenden Keller im alten und später auch neueren Unigebäude war ich nicht sehr begeistert. Im Keller stehen dummerweise sämtliche PCs, des ZID, des Zentraleninformationsdienstes, wo Internetverbindung und Datentransfer koordiniert werden sowie den Studenten zugängliche Computer angeboten werden. Wenn die Mauer am Inn überflutet oder gar gebrochen wäre, dann hätte es eine unermessliche Katastrophe gegeben. Wir liefen am Unigebäude vorbei und auf der anderen Straßenseite , die breite Hauptverkehrsstraße, wurden bereits Sandsäcke angeschleppt, egal ob Bank oder Apotheke, alle machten dicht. Neben dem Dönerladen floss vom Inn aus der Wiese heraus das braune Wasser auf die Straße – es sah unwirklich aus. Noch unwirklicher wirkten zwei Doktoren oder Professoren im weißen Kittel, die den braun umflossenen Weg bei der Universität kontrastierten und da herumliefen bzw. herumstanden.

Weiter gings die Hauptstraße entlang, Feuerwehr ,Polizei und Busse – und jede Menge Stau. Da sämtliche Hauptverkehrswege und Brücken gesperrt wurden, kam es zum Verkehrsschaos. Glück im Unglück – meine Buslinie fuhr als einer der wenigen noch die komplette Strecke. Immer wieder sahen wir Familien mit Kindern in Gummistiefeln hinter der Absperrung flanieren, die erst nach mehrmaligem Aufruf und eindeutiger Geste der Polizisten die lebensgefährlichen Orte verließen.
Am Studentenhaus wurde gepumpt und Säcke geschleppt. Eine Gruppe Freiwilliger trat gerade zur Arbeit an. Wenn ich das Geschehen nicht hätte dokumentieren wollen, wäre ich wohl dazugesprungen.
An der Altstadt war es schon fast dramatisch zu nennen, ein Bagger versuchte stetig , angeschwemmtes Treibgut,die die Brücke verstopfte , wegzuschieben. Hier prallten die Stämme mit einer derartigen Wucht gegen die Brücken, dass es nur so schepperte .Ein Geräusch wie ein dumpfer Kanonenschlag und auch ordentlich spürbar. Am Eingang der Altstadt wurden Sandsäcke aufgeschichtet, in der gesamten Altstadt rund ums Goldene Dachl bis zur Maria-Theresienstraße verbarrikadierten die Einheimischen und Gastwirte ihre Häuser mit Holzbohlen, Sandsäcken, Plastikfolien, es wurde geschraubt,gesägt,gehämmert. Es war wirklich ein riesen Aufwand, aber da es in einem kleinen Gefälle hinuntergeht, wäre es bei einer möglichen Überflutung auch zu starken Strömungen gekommen.


In der Innenstadt rief ich meinen Studienkollegen Wolfgang an, der zu dem Zeitpunkt am Ende des Kaunertals auf rund 3000m seine Ferialarbeit machte. Er berichtete mir, dass er wahrscheinlich nicht mehr heimkommen würde,weil im Tal alles vermurrt sei. Besonders Richtung Landeck sähe es schlimm aus. Die Schneefallgrenze sei kurzzeitig mal auf etwa 2200m herabgegangen, dann aber wieder auf über 2700 gestiegen, deswegen kam zum gefallenen Niederschlag auch noch eine leichte Schneeschmelze (etwa 10cm) hinzu. Die Gletscher seien allerdings „inaktiv“ gewesen,d.h. hätte die Schneefallgrenze noch höher gelegen,wäre auch noch Gletscherschmelzwasser hinzugekommen. Überhaupt -es fehlte nicht viel zur Katastrophe,als der Pegel bei 6,50m schließlich stagnierte. Das ist die Stufe, wo es zu „Ausuferungen“,wie es so euphemistisch umschrieben wird, kommen kann. Bei „Ausuferungen“ (Meldestufe 1) kommt es am Untermain übrigens schon zu zahlreichen vollgelaufenen Kellern und der Radweg steht da auch schon einen Meter unter Wasser. Wie auch immer , hätte der Dauerregen länger angehalten und sich die an die Alpen gelegte Okklusion nicht so plötzlich aufgelöst wie es dann innerhalb weniger Stunden passierte, hätte die Schneefallgrenze vielleicht nur hundert Meter höher gelegen, dann wäre in Innsbruck ein Pegelstand um die sieben Meter möglich gewesen und somit wären große Teile der Altstadt sowie der nahen Bundesstraßen unter Wasser gestanden. Die gesamte Inntal-Brenner-Transitroute wäre unterbrochen gewesen und das möglicherweise für einige Stunden.So kamen wir echt nochmal mit einem blauen Auge davon.

Dann rief mich Helge über Handy an und bat mich sein Fahrrad aus dem Studentenhaus-Keller zu holen, der partout nicht evakuiert werden sollte, obwohl der Inn deutlich höher als der Keller war. Die Aktion gestaltete sich auch nicht gerade einfach und im Studentenhaus begegnete ich einem älteren Meteorologiesemester, der mir mitteilte, dass auf dem Radar nichts mehr nachkäme und der Inn jetzt fallen werde. Tatsächlich löste sich das Regengebiet, das zuvor noch so bedrohlich aussah, innerhalb kürzester Zeit auf und es trocknete bis zum Abend ab.
Auf dem Nachhauseweg am Inn spielten sich dann Szenen ab,wo man nur den Kopf schütteln konnte. Eine Frau im mittleren Alter wollte mit dem Rad trotz Absperrung inntalaufwärts fahren und reagierte erst nach mehrmaligen Lautsprecheransagen der Polizei, die drohte „Sie machen sich strafbar – Sie begeben sich in Lebensgefahr – Sie sind sich offensichtlich der Gefahr nicht bewusst…“, dann drehte sie endlich um. Ein junger Mann hingegen stand mit seinem Schirm bewegungslos direkt am Innufer, wo die reißende Strömung nur wenige Zentimeter entfernt war und reagierte auch nicht, als die Polizei mit Einsatzwagen,Blaulicht und Lautsprecheransagen den Radweg heranfuhr. „Sie begeben sich in Lebensgefahr, verlassen sie sofort die Inntalpromenade!“ – „Hallo!“ , sie stellten ihr Auto neben ihn ab und er machte immer noch keine Anstalten zu gehen. Dann stiegen plötzlich beide aus und wollten ihn auf die Rückbank zerren, aber er wehrte sich. Es gab eine Rangelei und heftige Diskussionen. Ich kann über soviel Uneinsichtigkeit nur den Kopf schütteln.

Zum Krisenmanagement ist zu sagen, dass die Feuerwehr und Polizei die Lage abgesehen von den unzähligen Schaulustigen und uneinsichtigten Bürgern und Touristen gut im Griff hatte. Später wurde auch das Bundesheer angefordert, v.a. um Sandsäcke zu schleppen.
Leider waren die Pegelinformationen inntalaufwärts nur spärlich und unregelmäßig aktualisiert. Der HND Bayern war eine einzige Katastrophe in Sachen Errreichbarkeit und Bildaufbau sowie Information. Das ist schon das x-te Mal, dass bei Hochwasser die Server überlastet sind , da sie den Ansturm tausender besorgter Bürger sowie den Hydrologen (oder interessierten Meteorologen wie mich) nicht mehr standhalten konnten. Dahingehend sollte sich wirklich schleunigst was ändern.


Zur Stimmung in Innsbruck kann ich sagen, dass die Einwohner zwar etwas ungläubig und erstaunt wirkten, aber nicht unbedingt überrascht und auch meist gelassen. In der Altstadt gingen die Geschäfte trotz drohender Fluten weiter, eine japanische Reisegruppe wurde ums Goldene Dachl geführt, man konnte zwanzig Meter von der Sandsackmauer entfernt gemütlich und ohne Hast seine Pizza essen.
Hier von Panik zu reden wäre echt übertrieben, aber eine gewisse Furcht verspürte man schon, zumal ja über Radio und Fernsehen sowie von Bekannten die schlimmen Nachrichten vom Vorarlberg sowie im Engadin und im Allgäu überliefert wurden.Abends sank der Inn dann allmählich, aber stetig ab und gegen Mitternacht unterschritt er die Fünfmeter-Marke – trotzdem wurde mir fast schwindlig als ich von der mittlerweile wieder offenen Innbrücke am Marktplatz auf den Fluss hinunterblickte – und ebenso schwindlig und komisch war mir zumute,als ich sah,wieviel an der Mauer fehlte, bis sie überflutet worden wäre. Zwanzig Zentimeter. Vielleicht dreißig, aber mehr nicht mehr.

Zum Abschluss möchte ich sagen, dass ich solch einen Pegelstand und (drohende) Überflutungen in Innsbruck nie erwartet hatte. Der Regen und der Anstieg des Inns von drei auf sechs Meter fünfzig in etwa 16h übertraf meine kühnsten Vorstellungen über Hochwässer. Nun weiß ich aber auch, dass an einer „Gazelle“ wie dem Inn der Scheitelwert erreicht wird, kurz nachdem die stärksten Regenraten vorbei sind. In dem Fall handelte es sich um ein Zeitfenster von etwa 4h. Sobald der Regen schwächer wird bzw. aufhört, kommt es auch am Inn rasch zu einer Stagnation oder Rückgang des Pegelstandes – anders als am Main etwa, wo die Scheitelwelle erst nach 3-4 Tagen vom Oberlauf an den Unterlauf ankommt.

Mich hat das Ereignis doch etwas mitgenommen und auch wenn ich als „Regenfreak“ im Forum bekannt bin und auch offen dazustehe, wünsche ich niemanden solche einen Starkregen mit den einhergehenden Folgen. Hinzukam natürlich heuer die bereits gesättigten Böden von den vorhergehenden starken Regenfällen, die hohe Schneefallgrenze und das wirklich flächige Regenereignis, dass sich auf große Teile des Inneinzugsgebietes erstreckte. Mein Wunsch nach „Regen“ ist jetzt in gewisser Weise gesättigt, ja übersättigt ,wobei ich aber befürchten muss, dass es nicht das letzte Hochwasser war. Zwar trocknen im steilen Gelände die Wiesen und Waldhänge rasch ab (im Allgäu wird das anders sein), aber die Aufnahmekapazität der Böden ist doch gesunken und egal ob eine Kaltfront mit 10-20mm oder ein Wärmegewitter , es kann immer wieder, zwar kleinräumig, aber doch zu raschen Anstiegen kommen und sollte es die kommenden Monate nochmals eine ähnliche Lage anbahnen, dann kann es schnell dramatisch werden.

Hier scheint jetzt erstmal die Sonne und nachher werde ich den Radweg am Inn entlangfahren, um mögliche Schäden zu sichten und ggf. zu dokumentieren.