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Vom Blitz erschlagene Bergsteiger: Pech oder vermeidbares Unglück?

Stanzer Tal im Tiroler Oberland. Die Mittagspitze liegt südwestlich von Flirsch. Das Gewitter kam aus Südwesten. Der Unglücksort lag an der Nordostflanke auf 2268m.

Am Sonntag, 15. Juni 2025, wurden 3 Bergsteiger beim Abstieg von der Mittagspitze (2635m, Verwallgruppe) vom Blitz erschlagen. Laut Zeitungsberichten sind sie mit dem Auto bis zur Ganatschalpe gefahren (1854m, ca. 8km Fahrtstrecke). Gegen 12.30 bis 12.45 Uhr waren sie am Gipfel. Dort informierten sie ihre Angehörigen über den Abstieg, nachdem sich ein Wetterumschwung abzeichnete. Um 13.27 Uhr MESZ schlug laut Blitzortungssystem ALDIS an der Unglücksstelle ein negativer Blitz mit 9 Kiloampere ein. Vom Notarzthubschrauber wurden sie in flacherem Gelände auf 2268m Seehöhe gefunden.

Die als erfahren geltenden Alpinisten aus dem Stanzer- und Paznauntal, darunter ein Bergretter, sind den Angaben zufolge wahrscheinlich gegen 10 Uhr aufgestiegen, wenn man annimmt, dass sie für die knapp 800 Höhenmeter nicht übermäßig flott unterwegs waren.

„In Oberösterreich führte ein plötzlicher Wetterumschwung in den Bergen zuletzt im Juli 2024 zu einem tödlichen Unfall. Aufgrund eines Blitzschlags löste ein Bergsteiger am Klettersteig am Donnerkogel die Sicherung und stürzte ab.“ (OÖ ORF, 17.06.25)

Das Unglück in der Verwallgruppe hat Parallelen zum an den Todesfall am Dachstein-Klettersteig im vergangenen Jahr (siehe meine Analyse): eher später Aufbruch zur Tour, Gewitter vorhersagt und Abstieg mit dem Rücken zur aufziehenden Gewitterfront. Auch bei den Toten am Alpinweg beim Dürrenstein (Ybbstaler Alpen) am 18. August 2022 wurde die Zugrichtung des Gewitters bei zu spätem Aufbruch zum Verhängnis (Analyse).

Vorab: Mir geht es bei solchen Analysen nicht um Schuldzuweisungen. Ich möchte verstehen, wie tragische Ereignisse in Zusammenhang mit Wetter zustande kommen und ob man daraus Lehren ziehen kann. Manchmal komme ich auch zum Schluss, dass es als Laie kaum eine realistische Chance gegeben hat, der Katastrophe vorzubeugen (wie etwa im August 2022 in St. Andrä im Lavanttal).

Update, 18.06.25 – 09.52 Uhr – Erläuterungen zum Radiosondenaufstieg und zum Wasserdampfbild ergänzt.

10.23 Uhr: Zusammenfassung flüssiger geschrieben

Update, 23.06.25, 12.25 Uhr – Ergänzung Wetterberichte

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